Suchtakupunktur hat ein erstaunlich breites Wirkspektrum. Die Effekte ergänzen und verstärken sich gegenseitig und tragen in ihrer Kombination entscheidend zur Effizienz bei.
Die Reduktion von Drogenhunger/Suchtdruck.
Sie kennen sicher eines der fürchterlichsten Phänomene der Suchtkrankheit: Die Droge nistet sich im Kopf ein, malt immer wieder und in den unmöglichsten Momenten in unübersehbar großen schönen Leuchtbuchstaben die allerschönsten Seiten des bevorzugten Suchtstoffs an die Schädeldecke, lockt, verführt, lässt nichts anderes mehr gelten – Suchtdruck, Drogenhunger, Craving, Giftgeilheit, alle Begriffe meinen das gleiche: ich muss den Stoff haben! Um jeden Preis! Jetzt! Sofort! Sonst sterbe ich!
Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als wir ohne Suchtakupunktur arbeiten mussten. Immer wieder sind wir an dieser unstillbar scheinenden Gier nach dem Stoff verzweifelt. Haben gesehen, wie die Patienten selbst an ihrer eigenen Gier ebenso verzweifelten. Keine einfache Situation für keinen der Beteiligten.
Suchtakupunktur kann hier entscheidend helfen.
Nicht immer, nicht in gleichem Maße bei jedem Patienten, aber überzeugend oft: Suchtdruck wird deutlich reduziert, teilweise sogar auf Null. Die Patienten selbst berichten das: »Kenne ich gar nicht von mir«, heißt es da, »sonst bin ich giftgeil bis zum Anschlag im Entzug, aber mit den Nadeln – so gut wie nichts. Das lässt sich aushalten.«
Die gleiche Erfahrung in der Rückfallprophylaxe: Der Patient, der sein inneres Angespannt-sein kaum verbergen konnte, dessen Gesicht Angst vor und Sehnsucht nach dem Rückfall gleichermaßen widerspiegelte, ist nach der Akupunktur deutlich entspannter, weit weniger vom Suchtdruck gepeinigt als vorher. Auch, wenn man gar nichts weiter sagt, sondern ihn alleine mit den Nadeln lässt.
Substanzunabhängige Wirkung.
Es kommt nicht darauf an, welchen Stoff die Patienten konsumiert haben – Akupunktur wirkt. Egal, ob der Patient alkoholkrank oder nikotinabhängig ist, Heroin oder Benzodiazepine genommen hat – Akupunktur kann wirksam eingesetzt werden. Je nachdem, welche Beschwerden oder Komplikationen behandelt werden sollen, sucht der Akupunkteur unterschiedliche Punkte oder Punktekombinationen aus.
Für Kokain-Abhängige ist Akupunktur derzeit sogar das einzige psycho-somatisch wirksame Mittel.
Zeitliche Komprimierung des Entzugsgeschehens. Im Rahmen einer stationären Entzugsbehandlung mit Suchtakupunktur fällt immer wieder auf, dass der zeitliche Verlauf kürzer ist, die Patienten haben den Entzug schneller hinter sich. Das zahlt sich natürlich direkt sowohl für den Kostenträger als auch für den Patienten aus.
Linderung oder Aufhebung entzugsspezifischer Symptome. Das breite Wirkspektrum der Suchtakupunktur wird an diesem Symptomkomplex recht deutlich. Zu Entzugssymptomen gehören unter anderem: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Dysphorie (schlecht bis ganz schlecht drauf sein), Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Zittern, Bewegungsstörungen, Pulsbeschleunigung, Blutdruckschwankungen, Innere Unruhe, Reizbarkeit, Halluzinationen, epileptische Anfälle. Also ein buntes Gemisch körperlicher und psychischer Störungen – ganzheitlich eben. Beide Ebenen sind gleichzeitig mit Suchtakupunktur beeinflussbar.
Schaffung eines raschen psychischen Zugangs zum Patienten. Suchtakupunktur ermöglicht psychotherapeutische Interventionen dort, wo ohne ihren Einsatz keine möglich gewesen wären. Dort, wo sie prinzipiell angewendet werden können, ermöglicht Suchtakupunktur den erheblich früheren Einsatz. Auch das spart Zeit und damit Kosten bei verbesserter Effizienz.
Beruhigung aggressiver Tendenzen.
Das war einer der Hauptgründe für die Entwicklung der Suchtakupunktur in den USA: Das enorme Aggressionspotential unter Kokain und Crack. Alle Einrichtungen, die Akupunktur einsetzen, berichten von spürbar bis sehr deutlich bemerkbarer Reduktion aggressiver Tendenzen im Behandlungsverlauf. Das Klima einer Behandlungssituation wird einfach entspannter und ruhiger.